Manchmal übersieht man sie einfach ...

ULAN BATAAR, 22.12.2006, Theo Dolit/Redaktion Dr. Putzi

Seid ihr auch schon einmal an einem lauen Sommerspätnachmittag - scheinbar Gedanken verloren - durch euer Heimatdorf geschlendert?

Und sind euch dabei auch bestimmte Szenen ins Auge gesprungen - verwahrloste Ecken, schimmlig-brüchige Gebäudewinkel, schmierige Häufchen an der Bordsteinkante, Schmuddel-Haufen hinter dem Zaun, Schandflecken aller Art - bei denen ihr euch fragtet, warum das niemand weg macht oder warum man sowas nicht öfter sieht?

Um die geht es hier. Wir meinen, auch diese Erscheinungsformen sollen nicht nur ein Naserümpfen verursachen, sondern endlich aus ihrem Schattendasein treten und ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden.

Hier eine kleine bildliche Hommage an Kompositionen, die der Alltag schuf, die kaum beachtet werden und die wohl (fast) niemand vermissen würde.

 Ein Hauch von Bronx ...

Ein Hauch von Bronx ...

Soll man es urbanes Flair nennen oder eher neobäuerliche Hinterhof-Tristesse? Das Bild zeigt den örtlichen Kinderspielplatz an einem sommerlichen Samstag.



 Erfindergeist

Erfindergeist

Wer ahnt denn schon, dass genau in diesem Garten der berühmte Sohn der Stadt, Volker Henningsen, im Jahre 1897 den benzingetriebenen Schwirlschneiser erfunden hat?
Die Idee hierzu kam ihm just in dem Moment, als im Nachbargarten das klatschende Geräusch einer Ohrfeige ertönte und fast im gleichen Moment der Aufschrei der Nachbarin.



 Der Dorfbrunnen

Der Dorfbrunnen

Ostereier, keltisches Brauchtum, Birkenzweige, Hexen, Urquell allen Lebens ...
Der Stolz auf das uralte Erbe manifestiert sich in den Brunnen der Stadt. Heilige und säkulare Reliquien werden hier besonders liebevoll gepflegt und in Ehren gehalten.



 Florierende Post

Florierende Post

Nach Schließung der örtlichen Postfiliale wurde diese hübsch dekorierte Wandöffnung zur Postsammelstelle erkoren.
Wohin die Reise geht, wissen wahrscheinlich nur informierte Kreise.
(Wer ölt das Scharnier eigentlich regelmäßig?)



 Dunkle Trenchcoats

Dunkle Trenchcoats

Der Volksbank-Angestellte Rudolph P. wollte nach Dienstende gerade nach Hause gehen, als er an dieser Ecke von 2 Unbekannten aufgelauert wurde.
Wie sich später herausstellte, handelte es sich bei den Unbekannten um Mitarbeiter von Rudolph P., die ihren Kollegen - aus niedrigen Beweggründen - erschrecken wollten und sich deshalb mit dunklen Trenchcoats bekleidet hatten.
Seit diesem Zwischenfall ist diese Häuserecke als Rudolph P.-Gedächtnis-Eck in weitem Umkreis bekannt.



 Kühne Linien

Kühne Linien

Die Stadt ist für ihre kühne Arschitektur bekannt. Hier ein Beispiel, bei dem die Natur - wie so oft - als Vorbild diente:
Die Außenlinien des Erkers passen sich dem Wuchs des Baumes an, die Form folgt dem Trieb, und lassen die postmodernen Umrisse der Beton-Glas-Fassade im Hintergrund wie den missglückten Versuch erscheinen, eklektizistische Elemente mit kapriziösen manieristischen Symbolen zu symbiotisieren.



 Tagesration

Tagesration

Was haben wir denn da? Der arme Familienvater oder das arme Mütterchen, das zuhause entsetzt feststellen musste, dass der gesamte Vorrat für den bevorstehenden Tag vielleicht wegen einer gerissenen Plastiktüte verloren ging! Offene Kindermünder, traurige Augen, zitternde Finger, Schicksale ... Wem dieses Unglück wohl geschah?



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Semi-tropische Idylle

Kennt ihr die Szene: Auf einer Holzveranda bewegt sich träge ein Schaukelstuhl, ein unrasierter Mann Typ Wilhelm der Eroberer liegt darin, Zigarre im Mundwinkel, Lederstiefel auf dem Geländer, daneben ein Tischchen mit einem Glas golden-öliger Flüssigkeit, Papageien schreien in der Ferne, hinter der Veranda die sanfte Brandung einer tropischen Bucht, die Bounty liegt vor Anker ...
So war das vielleicht auch hier einmal, damals, als Walther von der Vogelweide seine ersten Reimversuche machte.



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