Die Ermstalers

ENTENHAUSEN, 19.03.2007, Gesangsabteilung des Vertriebenen-Verbands

Man schrieb das Jahr 1920, als ein Handvoll wagemutiger Pioniere sich auf den Weg machte, nicht das Glück in der neuen Welt zu suchen, sondern neue Länder jenseits des "Blaue Mauer" genannten Gebirges zu entdecken und urbar zu machen.

 Anno 1920

Nicht in der Hoffnung auf ein Schlaraffenland zogen sie los - nein, sie marschierten mit hochgekrempelten Ärmeln in ihren Knickerbockern in Erwartung eines harten und entbehrungsreichen aber ehrlichen Lebens gen Alb.

Ein liebliches grünes Tal verhieß bequemen Zugang zu den luftigen Höhen der rauhen Hochfläche. Die ersten Klippen waren bereits überwunden, nur noch eine letzte oder vorletzte, aber drohend ansteigende Steilstufe war zu erklimmen - doch es hatte stark geregnet und der Boden war tiefgründig aufgeweicht. Einige der Erfahrensten unter den Wagemutigen erkannten im Schlamm das Verwitterungsprodukt des Opalinus-Tones und sie peitschten ihre Kameraden und das Vieh umso heftiger voran, je höher der Tongehalt des unbarmherzig plastisch reagierenden Schlammes war. Verzweifelt klammerten sich die Pioniere an einzelne, Rettung versprechende Kalkkonkretionen ... doch vergeblich, sie rutschten gnadenlos wieder hinab gen Talaue.

Nach tagelangem Kampf mit dem Schichtpaket gaben sie schließlich auf, ergaben sich in ihr Schicksal angesichts des übermächtigen, unmenschlichen, ja nervenzerfetzenden Wahnsinns der Tonminerale.

Und so blieben sie am Ort ihres aussichtslosen Kampfes und ließen sich nieder, machten sich das Land Untertan und vermehreten sich.

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